REISE NACH PAKISTAN - TEIL II

REISE NACH PAKISTAN - TEIL II

DER ALLTAG IN PAKISTAN

In Karatschi wohne ich mit Muneeb, seiner Frau Manail und ihren beiden Kindern in der Defense Housing Area, einem der besseren Viertel der Stadt. Muneeb ist Gründer von Daraz, dem Online-Marktplatz in Südostasien. Georg und Marco lernten sich dort kennen, bevor sie vor einigen Jahren Buckle and Seam gründeten. Wenn ich meine Abende also nicht mit der Familie und den fünf Hunden verbringe, bin ich oft zum Abendessen verabredet oder treffe mich mit Freunden zum Tee.

GLOSSY BUBBLE

Einige der Wochenenden verbrachte ich am French Beach, einem abgezäunten Areal, an dem die Leute in Bikinis und Shorts am Strand herumlaufen. Die holprige Straße dorthin führt durch ein Industriegebiet entlang des Hafens, aber sobald man durch das Tor kommt, glaubt man, man ist in einer europäischen Ferienanlage.

An meinem ersten Samstag in Karachi, waren Georg und ich zu einem Konzert eingeladen, bevor wir zu einer Geburtstagsparty fuhren. Wir fanden eine rauschende Part mit gut gekleideten Leuten und einigen Drinks vor. Die meisten der Gäste führen ein eigenes Unternehmen oder arbeiten in einer großen Bank. Sie leben in einem schönen Haus, schicken ihre Kinder zur Schule und fahren in den Urlaub. Sie sagen, sie leben in einer “glossy bubble” (dt.: schimmernde Blase). Alle sind sehr freundlich und bescheiden; einige engagieren sich sogar für wohltätige Zwecke. Jedoch ist der Kontrast zu den Eindrücken, die ich unter der Woche von diesem Land bekomme, wenn ich die örtlichen Schulen und unsere Produktionsstätten besuche, nur schwer zu greifen.

AUSFLUG MIT ASAD

Am Sonntag nach der Party kam Ramona, unsere Produktdesignerin, in Pakistan an. Wir hatten einen Ausflug mit Asad nach Sindh, der umliegenden Provinz, geplant. Asad, der zusammen mit seiner Frau Fauzea unsere Schule leitet, kaufte ein Stück Land, auf dem er und sein Geschäftspartner eine Farm betreiben und ein kleines Haus bauten. Neben den riesigen Fischteichen laufen auf dem Hof etwa 70 Ziegen und ein paar hundert Hühner herum. Nach einer kleinen Führung über die Farm, beobachteten wir den Sonnenuntergang und setzten uns mit weiteren Freunden von Asad zum Abendessen nieder. Während wir den Sternenhimmel beobachteten, erzählten uns Asad und sein Partner, Tariq von ihrem Plan, ein Wassersystem für sauberes Trinkwasser und eine kleine Klinik mit drei bis vier Behandlungsräumen für die Bevölkerung dort zu bauen. In einem Umkreis von fünf Kilometern leben etwa 7.000 Menschen ohne Zugang zu Bildung, sauberem Wasser oder medizinischer Versorgung.

"WIE IST ES MÖGLICH, DASS MENSCHEN UNTER DIESEN UNWÜRDIGEN UMSTÄNDEN LEBEN MÜSSEN, WÄHREND WIR EIN SO PRIVILEGIERTES LEBEN FÜHREN DÜRFEN?"

Als Ramona, Georg und ich Asad morgens trafen, um zur Farm zu fahren, sagte er uns, dass wir in einem dieser Dörfer vorbeikommen würden, um ein paar Kekse zu verteilen. Ich wusste nicht wirklich, was mich erwarteten würde, aber als wir von der Autobahn abfuhren und über holprige, unbefestigte Straßen in dem "Dorf" ankamen, war ich sprachlos. Dort standen ein paar notdürftige Lehmhütten, in denen eine Gruppe von 70 Leuten, hauptsächlich Kinder und Frauen, neben einem schmutzigen Kanal lebten. Einige der Kinder hatten gar nichts an, die anderen trugen nur zerrissene Kleidung. Sie alle hatten schreckliche Zähne und wurden regelmäßig krank. Einer der älteren Menschen erzählte uns, dass dies auf das schmutzige Wasser im Kanal zurückzuführen sei, aus dem sie tranken. Sie schlafen neben der Straße, bedeckt mit Moskitonetzen, die auf dem Boden liegen. Als wir aus dem Auto stiegen, reihten sich die vielen Kinder schnell vor uns auf und warteten geduldig bis wir die mitgebrachten Lebensmittel verteilten.

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